Methodik
*21.06.1864 Winterthur; †19.07.1945 Zürich
Schweizer Kunsthistoriker
Wölfflin studierte Philosophie in Basel (bei Jacob Burckhardt) und Berlin, später Kunstgeschichte in München. Wölfflin folgte 1893 seinem Lehrer Jacob Burckhardt als Professor für Kunstgeschichte an der Universität Basel. Es folgten Berufungen nach Berlin (1901), München (1912) und Zürich (1924). In seinem einflussreichsten Werk Kunstgeschichtliche Grundbegriffe versuchte er durch die Einführung von fünf gegensätzlichen Begriffspaaren für die Analyse stilistischer Eigenheiten der Kunst-Epochen eine objektive Systematisierung zu erreichen:
Linear | Malerisch |
Fläche | Tiefe |
Geschlossen | Offen |
Vielheit | Einheit |
Klarheit | Unklarheit und Bewegtheit |
Als Epochen wählte er zur Erläuterung seines Systems die Renaissance und den Barock. Die einzelne Künstlerpersönlichkeit spielt dabei eine geringere Rolle als die Geschichte der Stilentwicklung. Daher sprach Wölfflin von einer „Kunstgeschichte ohne Namen“. Wölfflin hat auch die Periodizität und Übertragbarkeit der Begriffe archaisch, klassisch, barock etc. begründet. Sein entscheidender Beitrag war der Vorstoß in die wissenschaftliche Disziplinierung und objektive Ordnungsgesetzlichkeit in der Kunstgeschichte. „Es drehte sich für ihn um die stilkritische Kennzeichnung der Epochen sowie um eine genauere Erkenntnis entwicklungsgeschichtlicher Zusammenhänge“ (s. U. Kultermann: Geschichte der Kunst-geschichte, 2. überarb. und erw. Auflage, München 1996, S. 168-171).