Methodik
*30.03.1892 Hannover, †14.03.1968 Princeton,USA
Deutsch-amerikanischer Kunsthistoriker, Mitbegründer der Ikonologie
1939 Panofsky: Studies in Iconology
Ab 1910 zunächst Studium der Jurisprudenz, Wechsel zur Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Freiburg München und Berlin, u.a. bei Heinrich Wölfflin und Adolph Goldschmidt. 1914 Promotion bei Wilhelm Vöge in Freiburg mit einer Dissertation über Die theoretische Kunstlehre Albrecht Dürers (Dürers Ästhetik). Fortführung der Studien in Berlin. 1920 Einreichung der Habilitationsschrift an der Universität Hamburg, Beginn der Lehrtätigkeit. 1933 Entlassung und Emigration in die USA, Lehrtätigkeit u.a. an der New York University, ab 1935 am Institute for Advanced Study in Princeton (New Jersey). Panofsky setzte sich von der Methode der Stilkritik ab, indem er nach den Bedeutungsinhalten von Kunstwerken suchte und ihre zeitgenössische Rezeption untersuchte. Er führte die von Warburg eingeführte Methode der Ikonologie fort und entwickelte ein dreistufiges Interpretationsschema für die kunstwissenschaftliche Analyse. „Panofsky wünscht sich eine Arbeit, in der verschiedene Methoden einander durchdringen, damit man näher an das eigentlich Künstlerische heranzukommen vermag“ (s. U. Kultermann: Geschichte der Kunstgeschichte, 2. überarb. und erw. Auflage, München 1996, S. 210). Panofsky hat die Kunstgeschichte im angelsächsischen Raum maßgeblich beeinflusst, seit den 1970ger Jahren auch im deutschsprachigen Raum.
Gegenstand der Interpretation | Akt der Interpretation | Ausrüstung für die Interpretation | Korrektivprinzip der Interpretation (Traditionsgeschichte) |
I Primäres, oder natürliches Sujet –(A) tatsachenhaft, (B) ausdruckshaft - das die Welt künstlerischer Motive bildet | Vorikonographische Beschreibung | Praktische Erfahrung (Vertrautheit mit Gegenständen und Ereignissen) | Stil-Geschichte (Einsicht in die Art und Weise, wie unter wechselnden Bedingungen Gegenstände und Ereignisse durch Formen ausgedrückt werden) |
II Sekundäres oder konventionelles Sujet, das die Welt von Bildern, Anekdoten und Allegorien bildet | Ikonographische Analyse | Kenntnis literarischer Quellen (Vertrautheit mit bestimmten Themen und Vorstellungen) | Typen-Geschichte (Einsicht in die Art und Weise, wie unter wechselnden historischen Bedingungen bestimmte Themen oder Vorstellungen durch Gegenstände und Ereignisse ausgedrückt werden) |
III Eigentliche Bedeutung oder Gehalt, der die Welt ‚symbolischer’ Werte bildet | Ikonologische Interpretation | Synthetische Intuition (Vertrautheit mit den wesentlichen Tendenzen des menschlichen Geistes), geprägt durch persönliche Psychologie und ‚Weltanschauung’ | Geschichte kultureller Symptome oder ‚Symbole’ allgemein (Einsicht in die Art und Weise, wie unter wechselnden historischen Bedingungen wesentliche Tendenzen des menschlichen Geistes durch bestimmte Themen und Vorstellungen ausgedrückt wurden) |
Aus: Wolfgang Brassat, Hubertus Kohle: Methoden-Reader Kunstgeschichte. Texte zur Methodik und Geschichte der Kunstwissenschaft, Köln 2003, S. 76