Epochenüberblick
"Fluxus ist eine Spielart der Aktionskunst und entstand, parallel zum Happening, gegen Ende der 1950er Jahre. Die Protagonisten der Fluxus-Bewegung entstammen größtenteils der New Yorker Literatur- und Musikszene. Zu den Hauptvertretern zählen George Brecht, Dick Higgins, Alison Knowles, Jackson Mac Low, Yoko Ono, Nam June Paik und George Maciunas. Einige dieser Fluxus-Künstler hatten John Cages Kurse für experimentelles Komponieren an der New Yorker "New School for Social Research" besucht und hier wichtige Impulse für ihre Arbeit erhalten. Fluxus umfasste vor allem darstellerische, literarische, pantomimische und musische Ausdrucksformen, daneben entstanden auch Objekte, unter denen die sogenannten Multiples eine zentrale Rolle einnehmen, waren diese Auflagenobjekte zunächst doch zu günstigen Preisen zu erwerben. Dieser entgrenzte Zug wurde durch den Begriff Fluxus selbst verstärkt, der in Anlehnung an das lateinische Verb "fluere" (dt.: fließen) das Zusammenfließen unterschiedlicher Kunstformen betont. Fluxus verstand sich als "Antikunst": Man erprobte unkonventionelle künstlerische Ausdrucksformen und forderte, wie im Neodadaismus, eine Aufhebung der Trennung zwischen Kunst und Leben, weshalb Fluxus vielmehr als Haltung gegenüber der künstlerischen Praxis zu charakterisieren ist. Wichtige Impulse erhielten die Fluxus-Künstler unter anderem von Seiten des Futurismus, des Action Painting oder des Surrealismus. Die Problematik einer Definition von Fluxus wird von den Fluxus-Künstlern selbst kolportiert, wenn beispielsweise George Brecht (1926-2008) erklärt: "Fluxus versucht eine Synthese von allem, was existiert. Auch Fluxus widerspricht sich. Schon eine Person widerspricht sich über Fluxus."
In den 1960er Jahren erlebte die Fluxus-Bewegung ihre Blütezeit. In Wiesbaden, wo George Maciunas (1931-78) mittlerweile arbeitete, fand 1962 das dreiwöchige Festival "Fluxus: Internationale Festspiele Neuester Musik" statt und bildete den Auftakt für eine Reihe weiterer Veranstaltungen in ganz Europa. Ein Fluxus-Event folgte nicht einem festen Drehbuch, sondern wurde skizzenhaft mit wenigen Stichworten umrissen, wodurch den Akteuren ein gewisser Handlungsspielraum blieb. Charakteristisch für Fluxus-Events ist der witzige, spontane, experimentelle, häufig minimalistische und gleichzeitig verstörende Zug der Aktionen. Im Gegensatz zum Happening war die handelnde Beteiligung des Publikums nicht vorgesehen, wenngleich die Zuschauerreaktionen den Ablauf beeinflussen konnten. Das Geschehen konzentrierte sich auf eine konkrete, nicht symbolisch verstandene Handlung, wie es beispielsweise die Oper "Ja, es war noch da" von Emmett Williams (1925-2007) aufzeigt, da die aufgeführte Handlung einzig daraus bestand, 45 Minuten lang auf eine Pfanne einzuhämmern, wodurch zugleich bislang ungenutztes akustisches Material, nämlich Lärm, erschlossen wurde. Die vielfältigen Impulse, die von Fluxus ausgingen, wirkten schließlich stichwortgebend für so unterschiedliche Kunstrichtungen wie Videokunst, Mail Art und Konzeptkunst" (s. http://www.kettererkunst.de/lexikon/fluxus.php - Zugriff 10.11.2015).