Denkraum Kunstgeschichte

 Epochenüberblick

Renaissance

Renaissance bzw. rinascità oder rinascimento (ital. Wiedergeburt) „ist der seit dem 19. Jahrhundert von Kunst- und Kulturhistorikern benutzte Begriff zur Bezeichnung der Blütezeit der Künste in Italien und anderen Ländern Europas im 14., 15. und 16. Jahrhundert. Die Metapher der Wiedergeburt impliziert, dass die Künste an einem bestimmten Punkt in eine todesähnliche Starre gefallen waren. Ital. Dichter und Gelehrte des 14. Und 15. Jahrhunderts bewunderten die Errungenschaften der Griechen und Römer und bemühten sich um eine ‚Wiedergeburt’ von deren Bildung, Dichtkunst und Malerei. Sie schufen damit auch die Vorstellung einer überwundenen Phase des Niedergangs zwischen Antike und ihrer eigenen Zeit: das Bild eines glanzlosen und im Niveau zurückgefallenen Mittelalters. Der erste, der mit dem ital. Begriff rinascita die Erneuerung von Malerei, Bildhauerei und Architektur insgesamt kennzeichnete, war Giorgio Vasari (Le Vite de’ più eccellenti architetti, pittori et scultori, 2 Bde., 1550). Diese Wiedergeburt umfasste nicht allein die Wiedergewinnung eines hohen Maßes an Kunstfertigkeit, sondern auch eine Wiederbeschäftigung mit Formen und Bedeutungen der klassischen Bildhauerei, Architektur und Schriften zur Kunst. (...)“ (Lexikon Kunstwissenschaft, hg. von Jürgen Müller, Stuttgart 2012, S. 295-296).

„Es ist unmöglich, die Renaissance allgemein zu datieren; allenfalls für einzelne Betrachtungsebenen lassen sich gewisse konventionelle Periodisierungen treffen. Nach politischen Kriterien setzt man die Renaissance üblicherweise zwischen 1250 (dem durch den Tod Kaiser Friedrichs II. symbolisierten Ende der mittelalterlichen Universalmonarchie) und etwa 1630/50 (der Entstehungszeit des Absolutismus) an. In den einzelnen (universitären) Disziplinen dienen als Fixpunkte nach wie vor die Schaffenszeiten führender Künstler. So datiert man die Renaissance in der Kunstgeschichtsschreibung traditionell zwischen Giotto (ca. 1266-1337) und dem Beginn des Barock (um 1600), unterscheidet aber in eine Früh-Renaissance (bis 1490), eine Hoch-Renaissance (1490-1530) und eine Spät-Renaissance (nach 1530), die im angelsächsischen Sprachraum in Parallele zum Epochenbegriff Gegenreformation bisweilen auch als Counter Renaissance bezeichnet wird. In der Literaturgeschichtsschreibung verortet man die Renaissance zwischen Petrarca (1304-1374) im 14. Jahrhundert und dem Späthumanismus (ca. 1550-1620). In der Wissenschaftsgeschichte wird sie von Nikolaus von Kues (1401-1464) im 15. Jahrhundert und Galileo Galilei (gest. 1642) gerahmt. In kommunikationsgeschichtlicher Hinsicht kann die Erfindung des Buchdrucks (um 1450) als Beginn der Renaissance gelten, ohne dass sich ein Ende festsetzen ließe.

Weiterhin ist nach Kulturräumen, Staaten und Nationen zu differenzieren. In Italien begann die Renaissance früher als in transalpinen Staaten wie Frankreich, das erst mit dem Zug Karls VIII. gegen Neapel (1494) von ihr berührt und erst seit Franz I. (reg. 1515-1547) von ihr durchdrungen wurde – sofern man nicht die „spätgotische“ franz. bzw. burgundische Kunst des 15. Jahrhunderts als spezifische Ausprägung der Renaissance ansehen will. Dafür wird das Ende der ital. Renaissance meist mit dem Sacco di Roma (1527) angesetzt, während sie in Frankreich bis in die Religionskriege (1562-1598) hinein fortdauerte. (...) In Großbritannien hingegen datiert man die Renaissance zwischen dem frühen 15. Jahrhundert und der Englischen Revolution (1642-1649). Im alten Reich lassen sich Herrscher wie Kaiser Maximilian I. (reg. 1493-1519) oder Kurfürst Moritz von Sachsen (reg. 1541-1553) und erst recht Kaiser Karl V. (reg. 1519-1555) nach Habitus, Repräsentation und Patronage als Renaissance-Fürsten charakterisieren“   (aus: Enzyklopädie der Neuzeit (Stuttgart, Weimar 2010),  Band 11, Sp. 315-323.).

 

Werkbeispiele:

Architektur:

 

Bildkünste / Skulptur:

 

Weiterführende Literatur (Auswahl):

  • Burckhardt, Jacob: Die Kultur der Renaissance in Italien - ein Versuch, Frankfurt 2009
  • Frommel, Christoph Luitpold: Die Architektur der Renaissance in Italien, München 2009
  • Wundram, Manfred: Kunst der Renaissance: Malerei, Plastik, Architektur, Stuttgart 1991
  • Tönnesmann, Andreas: Die Kunst der Renaissance, München 2011