Epochenüberblick
In der Kunstgeschichte wird mit dem Begriff Manierismus die Kunst des 16. Jahrhunderts, der Übergang von der Renaissance zum Barock, bezeichnet. Zeitlich wird er ab ca. 1520 bis um 1600 angesetzt.
„Das Wort maniera 'Manier' bedeutet in der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts wie auch in unserem Sprachgebrauch, 'gute Manieren' zu haben. In der Kunst führte Giorgio Vasari den Begriff der maniera ein. Er sprach von der 'maniera greca' als dem aller realistischen Tendenzen entfremdeten, unter beherrschendem byzantinischem Einfluss stehenden Stil der mittelalterlichen Malerei, der von der Renaissance überwunden und von der maniera Michelangelos, die weithin die Kunst des 16. Jahrhunderts geprägt habe, abgelöst wurde. (...) Die Grundlage zu der Stilbezeichnung 'Manierismus' als einer für das ganze 16. Jahrhundert gültigen Bedeutung gehen auf die 1672 erschienenen Vite de’ pittori, scultori et architetti moderni von Giovanni Pietro Bellori zurück:
'(...) sah man auch die Kunst, die seit Cimabue und Giotto in der langen Zeit von 250 Jahren allmählich fortgeschritten war, schnell niedergehen, so dass sie, eine Königin, niedrig und gemein wurde. Daher verlor sie, als jenes glückliche Jahrhundert vorbei war, binnen kurzem jede form; und die Künstler verdarben, indem sie das Studium der Natur aufgaben, die Kunst mit der maniera oder, wollen wir sagen, mit der phantastischen Idee, auf die Praxis und nicht auf die Nachahmung gestützt'.
In dieser Auffassung finden wir die Grundlage des Manierismus als Stilbegriff, den Luigi Lanzi 1792 in seiner Schrift "La storia pittorica della Italia" in die kunstgeschichtliche Literatur einführt. Die abwertende Beurteilung der Kunst des 16. Jahrhunderts als Verfallserscheinung der Hochrenaissance blieb während des ganzen 19. Jahrhunderts verbindlich. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Manierismus durch zahlreiche Affinitäten zu zeitgenössischen künstlerischen Strömungen stark aufgewertet. Zugleich erkannte man neben den gegenüber der Hochrenaissance destruktiven Phänomenen die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung für den Barock. Gleichwohl bleibt der Begriff des Manierismus zur Bezeichnung einer europäischen Stilerscheinung problematisch. Verbindende Grundlage für die Kunst des 16. Jahrhunderts ist die Hochrenaissance, deren Ideale und Normen allerdings vielfach übersteigert oder aufgelöst werden. Dabei können häufig artifizielle Figurenbildungen oder unlogische Raumstrukturen, die Verschlüsselung von Bildinhalten oder die Verformung von Bildgegenständen in Figuren und Landschaft geradezu zur 'Manie' werden. Insofern handelt es sich um eine Epoche, die gleichsam den Widerspruch zum Prinzip erhebt. Trotzdem ist ein knappe, auf einen Nenner gebrachte Definition für die Phänomene des Manierismus nicht möglich – es sei denn, in einem sehr allgemeinen Rahmen des Widerspruchs oder auch Sichwidersprechenden."
Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff von Jacob Burckhardt als Epochenbegriff eingeführt. Für eine zunehmende wissenschaftliche Auseinandersetzung sorgte u.a. Gustav René Hockes durch sein 1958 erstmals erschienenes Buch "Die Welt als Labyrinth" (Aus: Edgar Lein und Manfred Wundram: Kunst-Epochen Band 7 – Manierismus, Ditzingen 2008, S. 10-12).
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