Methodik
*22.01.1729 Kamenz, Oberlausitz; †15.02.1781 Braunschweig
Deutscher Dichter und Kunsttheoretiker
Neben seinen Dichtungen, Dramen und theoretischen Schriften zur Ästhetik erfasste Lessing mit der Abhandlung Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie eines der wichtigsten Untersuchungen, die als Musterbeispiel einer auf kunsttheoretischen Grundsätzen beruhenden Analyse gilt. In Opposition zu Johann Joachim Winckelmann sieht er nur in den bildenden Künsten das Vermögen, die idealische Größe der Antike zu spiegeln. Beispielhaft an der 1506 aufgefundenen antiken und im Belevedere-Hof des Vatikan aufgestellten Laokoon-Gruppe sucht er nach Kriterien, an denen die Gesetze der Malerei, bzw. Skulptur, (als räumliche Kunst) und der Poesie (als zeitliche Kunst) voneinander abzugrenzen seien. Dargestellt ist jener dramatische Augenblick, in dem der troische Priester Laokoon und seine Söhne von Schlangen getötet wird. (Vergil, Aeneis, 2,199-267) Wichtig war für Lessing der für die Darstellung gewählte Moment, der weder auf die Vergangenheit noch in die Zukunft weisen sollte, sondern ein transitorischer sein sollte. „Der Betrachter müsse noch Spielraum behalten, um die dargestellte Handlung mit schöpferischer Phantasie fortsetzen zu können“. (U. Kultermann: Geschichte der Kunstgeschichte, 2. überarb. und erw. Auflage, München 1996, S. 50) Seine Abhandlung lässt sich in die Tradition des paragone (Wettstreit der Künste) stellen. Sie hatte großen Einfluss auf die bildende Kunst und die Kunsttheorie. (s. U. Kultermann: Geschichte der Kunstgeschichte, 2. überarb. und erw. Auflage, München 1996, S. 47-52)