"Die übergeordneten Periodenbezeichnungen sind heute allgemein verständlich und benutzt, in ihrer Entstehung aber recht unterschiedlich: Romanik: um 1820 von französischen Gelehrten aufgebracht für den Rundbogenstil, der bis dahin byzantinisch, auch griechisch, genannt wurde; Hinweis auf die Verwandtschaft zur römischen Architektur, von der sie den Rundbogen, den Pfeiler, die Säule und den Gewölbebau übernahm. 1833 von Boisserée und seit 1843 von F. Kugler übernommen. Gotik: seit der Mitte des 16. Jh. von italienischen Kunsttheoretikern, bes. von Giorgio Vasari, abwertend für den nordischen, barbarischen Spitzbogenstil verwendet, den Alberti maniera tedesca nennt.
Renaissance: im Anfang des 19. Jh. von französischen Forschern eingeführt gemäß dem italienischen rinascità = Wiedergeburt, das bereits von den Gelehrten jener Zeit verwendet wurde, um auf das Wiederaufleben der römischen Antike hinzuweisen. Barock: im ausgehenden 18. Jh. von italienischen Klassizisten als Schmähname für die vorausgegangene Epoche mit ihrem Schwülstigen und Absonderlichen aufgebracht, seit dem ausgehenden 19. Jh. für die Architektur zwischen 1675 - 1735 benutzt; der Name kommt aus dem Goldschmiedehandwerk, wo barocco eine schiefrunde Perle bezeichnet. Rokoko: abgeleitet von Rocaille (frz. Muschelwek), dem beliebtesten Ornament des Spätbarock (1720 - 1770). Klassizismus: in Deutschland allgemein gebräuchliche Bezeichnung für die Stilstufe, die in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als Gegenbewegung zum Barock entstand. Historismus: der Baustiel des 19. Jh., bei dem ausgewählte Formen historischer Stile verwendet werden (Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neobarock)."
(Aus: Günther Binding, Architektonische Formenlehre, Darmstadt 1998, S. 6)