"Die Vierung ist der in der Kreuzung von Mittelschiff, Querschiff und Chor gelegene, mittlere, rechteckige Raum, der mit den anschließenden, gleich breiten Räumen durch weite Bogenöffnungen über Pfeilervorlagen oder Mauerzungen verbunden ist. Die ausgeschiedene Vierung erhebt sich über quadratischem Grundriß; ihre Vierungsbogen sind gleich hoch und ruhen auf Pfeilervorlagen, deren Tiefe geringer ist als die Breite; alle vier angrenzenden Räume fluchten mit den Vierungsseiten und haben gleiche Decken- oder Gewölbehöhe. Das Vierungsquadrat ist häufig das bestimmende Maß für Langhaus, Querhaus und Vorchor. St. Michael in Hildesheim 1010-1022/33 ist das früheste gesicherte Beispiel für die ausgeschiedene Vierung. Die abgeschnürte Vierung erhebt sich über rechteckigem Grundriß; ihre Vierungsbogen auf Mauerzungen müssen annähernd gleich hoch sein; daraus folgt, daß die an die Vierung anschließenden Räume in ihrer Höhe nicht wesentlich voneinander abweichen; die Bogenöffnungen nach den Querhausarmen können aus der Vierungsachse versetzt sein, vorrangig bei karolingischen und ottonischen Kirchen. Die virtuelle Vierung besitzt keine Mauerzungen und Pfeilervorlagen und findet sich bei Kreuzbauten mit unbetonter Mitte."
(Aus Günther Binding, Architektonische Formenlehre, Darmstadt 1998, S. 22)