Als Hauptvertreter der Bettelorden gelten:
Die Merkmale der Bettelorden sind Armut, Bettel, Seelsorge, Mission, Studium und Niederlassung in den Städten. In der Seelsorge standen sie zunächst in großer Konkurenz zu Pfarr- und Diözesanorganisationen, wurden aber von den Päpsten durch Exemption, Privilegien und Ablässe gefördert. Die Dominikaner etwa erhielten 1221/1227 Predigt-, Beicht- und Begräbnisrecht.
"Bettelorden (Mendikantenorden) Mit den B. entstand im 13. Jh. eine Form des Ordenslebens, die sich durch Spiritualität und Funktion, Besitz und Erwerb, Organisation und Wirkungsfeld wesentl. vom älteren Mönch- und Kanonikertum unterscheidet. Die B. stehen in einem engen Zusammenhang mit den orthodoxen und heterodoxen religiösen Bewegungen des HochMA, deren Zielsetzung - Erfüllung der Forderungen des Evangeliums, Nachfolge Jesu und der Apostel, Buße und Verbreitung des Wortes Gottes - sie teilen bzw. in ihren heterodoxen Ausprägungen bekämpfen. Ihre Entstehung ist nicht ohne den sich im 12. und 13. Jh. vollziehenden sozialen und ökonom. Wandel - Intensivierung der Geldwirtschaft und der gewerbl. Produktion, Wachstum der Städte und Anstieg der Bevölkerung sowie Zunahme der horizontalen und vertikalen Mobilität - zu erklären."
(Aus: Lexikon des Mittelalters, 10 vols (Stuttgart: Metzler, [1977]-1999), vol. 1, cols 2088-2093, in Brepolis Medieval Encyclopaedias - Lexikon des Mittelalters Online
"BettelordenskirchenUm 1250 begannen die →Bettelorden in den Städten Kirchen zu bauen. Sie gehören zu den Wegbereitern der Gotik in Europa. Trotz unterschiedl. Auffassung zeigt sich bei den Bettelorden eine übereinstimmende charakterist. Baugesinnung, die bestimmt ist von dem Ideal der Armut und der Bedeutung der Predigt, dadurch Tendenz zur Einfachheit, Schlichtheit und Strenge in der Bau- und Raumform, zur Sparsamkeit und Beschränkung in den Einzelheiten und zur Weite und Klarheit der auf die Predigt ausgerichteten Räume. Die Konstitutionen der Dominikaner von 1228 schrieben bescheidene Höhe und Gewölbe nur im Chor und in der Sakristei vor; die der Franziskaner von 1239/60 verboten Gewölbe außer über dem Hochaltar, also im Chor, die Gotteshäuser sollten nicht durch Bilder, getriebene Arbeiten, verzierte Fenster, Säulen und durch bes. Länge und Breite zu einer Sehenswürdigkeit gemacht werden, auch sollten keine einzeln stehenden Glockentürme errichtet werden. Bei allgemeiner Ähnlichkeit der Kirchenbauten sind Unterschiede festzustellen: Die Dominikaner nahmen zuerst die Wölbung für die ganze Kirche auf und führten in Österreich die Hallenform ein, die Franziskaner bevorzugten die flachgedeckte Weiträumigkeit. Verschiedene Bau- und Raumtypen wurden nebeneinander gewählt, jeweils aber ohne Querschiff: Saalkirche, Basilika (Eßlingen, Erfurt, Regensburg) und Hallenkirche (Münster, Toulouse), auch zweischiffig (Augsburg). Die oberit. Kirchen des 13. Jh. wählten den dreiteiligen Chor, der auch vereinzelt nach Norden ausstrahlte (Friesach, Regensburg). Die Regel ist bei den B.n nördl. der Alpen die Einchörigkeit in Form des flachen, aus dem Achteck, dem Zehneck und dem Zwölfeck entwickelten Chorschluß. In Frankreich herrscht der 5/8 Chor vor (Toulouse, Arles). Aus diesem unmittelbar an das Langhaus anschließenden Kurzchor entwickelte sich aber schon bald der einschiffige Langchor, da mehr Raum für die wachsende Zahl der Mönche notwendig wurde und auch eine stärkere Abtrennung der Mönchskirche betont werden sollte, die zur Einführung des →Lettners führte; im Verlauf des 14. Jh. verschmelzen Chor und Schiff zu völliger Einheit, höchstens differenziert durch die Deckenausbildung. Im Außenbau haben die B.n trotz verschiedener Typen gemeinsame Züge: schmucklos, große Flächen und Körpermassen, blockhaft, stark horizontal orientierte Tendenzen, mächtige Dächer sorgten für eine geschlossene Außenerscheinung im Sinne der Zusammenfassung des Baukörpers zur Einheit unter Betonung des großen durchgehenden Daches, bewirkt durch gemeinsame Firsthöhe von Langhaus und Chor und durch das Fehlen des Querhauses, dazu Vermeiden von offenen Strebebogen und reich gegliederten Strebepfeilern. Große Giebelwestfassaden mit einfacher Portal- und Fensterkomposition, bei dreischiffigen Kirchen durch zwei kräftige Strebepfeiler an den Ecken gerahmt. Einfachen Giebel in Italien und S-Deutschland stehen reichere Formen im norddt. Backsteinbau gegenüber. Der übl. Dachreiter über dem Westgiebel oder dem Triumphbogen wurde vereinzelt trotz Turmverbot durch einen schlanken Westturm oder einen Einzelturm am Chor ersetzt. Die Portale sind zumeist wenig profilierte Spitzbogenportale. Diese Einfachheit in der Form zeigen auch die Stützen in der Kirche: Rundpfeiler, auch mit Diensten, oder häufig Achteckpfeiler. Die zunächst einfachen Kreuzrippengewölbe werden entsprechend der allgemeinen Entwicklung im 15. Jh. zu Netzgewölben bereichert. Der B. wird die Ausbildung der zunächst bewegl., dann an einem Pfeiler des Langhauses fixierten Kanzel zugeschrieben. Die Klosteranlagen sind oft wegen Platzmangels unregelmäßig angelegt. Einzelne Zellen treten an die Stelle des einräumigen Dormitoriums."
(Aus: G. Binding, 'Bettelordenskirchen', in Lexikon des Mittelalters, 10 vols (Stuttgart: Metzler, [1977]-1999), vol. 1, cols 2093-2094, in Brepolis Medieval Encyclopaedias - Lexikon des Mittelalters Online