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Burgen

Turmhügelburg oder Motte / Turmburg

"Es hat sich in der Burgenkunde eingebürgert, die einfachen Turmhügelburgen, die auf einem rundum aufgeschütteten Hügel stehen, "Motten" zu nennen. Das Wort "motte" ist französisch und vom lateinischen "mota" abgeleitet." (Walter Hotz: Kleine Kunstgeschichte der deutschen Burg, Darmstadt 1991, S.9)

"Motte, Hausberg. Befestigter Hügel als Zufluchtsort, gewöhnlich in der Form eines Kegelstumpfs." (Reclam: Kleines Wörterbuch der Architektur, S. 88)

"Motten wurden häufig auf flacher Erde errichtet, doch benutzte man gelegentlich auch eine natürliche Gelände- oder Felskuppe als Kern um den Arbeitsaufwand beim Erdauftrag zu verringern. Auch durch das Absteilen einer vorhandenen Bodenerhebung bzw. eines Hügels ließ sich die gleiche Wirkung erzielen wie beim Mottenbau, nämlich eine spürbare Überhöhung gegenbüber dem umliegenden Gelände. Anschließend wurden Bauten auf der Motte errichtet, wie auch schon stehende Gebäude später eingemottet werden konnten." (H. W. Böhme u.a. (Hgg.): Burgen in Mitteleuropa. Band 1, Damstadt 1999, S. 67)

"Es dürfte kaum ein Zufall sein, daß hochaufragende Bauten wie Türme und Motten gerade in spätottonisch-frühsalischer Zeit (E. 10. / A. 11 Jh.) Eingang in den Burgenbau gefunden haben. [...] So gesehen sind Motte und Wohnturm zwei ganz charaktetistische, spezifisch adelige Bautypen, die mit voller Absicht erstmals beim Bau von Burgen eingesetzt wurden und die deren bislang nur wenig eindrucksvolles Erscheinungsbild grundlegend veränderten." (H. W. Böhme u.a. (Hgg.): Burgen in Mitteleuropa. Band 1, Damstadt 1999, S. 69)

Hardtburg bei Stotzheim, Blick auf die Kernburg, um 1100

Der steinerne Wohnturm wurde zunächst auf gewachsenem Boden erbaut und dann "eingemottet", d.h. Erde angeschüttet. Bei der Hardtburg wuchs die Motte im Laufe der Zeit auf 6 Meter und begrub damit die unteren 2 Stockwerke des Turmes.

Angriff auf Dinana, Conan liefert Schlüssel aus: Teppich von Bayeux, 2. Hälfte 11. Jh, Bayeux, Stadtmuseum

"Die dunkle Umrißlinie deutet die Außenwälle, den Ringgraben und den Erdkegel an. Eine Brücke spannt sich vom äußeren Tor zur Terasse. Links wird der Zugang zur Brücke verteidigt, von unten wird der hölzerne Wohnturm in Brand gesetz, rechts wird der Schlüssel dem Feind übergeben." (W. Meyer, Burgen, München 1982, S. 54)

Schlössel bei Klingenmünster [Detail: Modell des Bauzustandes im letzten Drittel des 11. Jh.]
Nürnberg / Germanisches Nationalmuseum

"Die salische Bauphase des Schlössel RP darf als Musterbeispiel einer adeligen Wohnburg des 11. Jhs. gelten. Sie vertritt in geradezu klassischer Weise den damals weitverbreiteten und variantenreichen Typ der Turmburg: Die polygonale Ringmauer umschließt einen nicht sehr großen Burghof, der zu einem Teil von dem die Anlage deutlich beherrschenden Wohnturm eingenommen wird, während die anderen Gebäude, u.a. eine Küche, klar zurücktreten." (H. W. Böhme u.a. (Hgg.): Burgen in Mitteleuropa. Band 1, Damstadt 1999, S. 64)